Beruf des Monats - Juli 2013
Berufskraftfahrer/in


Die Tätigkeit im Überblick

Berufskraftfahrer/innen arbeiten im Güterverkehr oder in der Personenbeförderung. Sie transportieren Güter mit Lkws aller Art. Im Personenverkehr führen sie Linien- bzw. Reisebusse.

Berufskraftfahrer/innen arbeiten hauptsächlich in Transportunternehmen des Güter- und Personenverkehrs, z.B. Speditionen, kommunale Verkehrsbetriebe oder Bus-Reiseunternehmen. Darüber hinaus sind sie unter anderem bei Post- und Kurier- oder Abschlepp- und Pannendiensten tätig. Der Baustofftransport und Betriebe der Getränkeherstellung oder der Abfallwirtschaft eröffnen weitere Arbeitsfelder.



Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)

Worum geht es?

Berufskraftfahrer/innen arbeiten im Güterverkehr oder in der Personenbeförderung. Sie transportieren Güter mit Lkws aller Art. Im Personenverkehr führen sie Linien- bzw. Reisebusse.

Ständig unterwegs

Ob im Lkw von Berlin nach Bremen oder Basel, im Reisebus von München nach Madrid oder im Linienbus von Haltestelle zu Haltestelle: Berufskraftfahrer/innen sind ständig unterwegs. Sie sitzen oft den ganzen Tag am Steuer - die vorgeschriebenen Pausen ausgenommen. Dennoch ist es wichtig, dass sie immer mit voller Konzentration bei der Sache sind und auch unter Zeitdruck - z.B. wegen des Fahrplans oder eines Liefertermins - die Verkehrsregeln strikt einhalten. Oft gilt es, sekundenschnell auf eine gefährliche Situation zu reagieren. Mit viel Geschick steuern sie ihre schweren Fahrzeuge auch um enge Kurven oder rangieren in Einfahrten. Wenn sie im Ausland unterwegs sind, müssen sie sich auch mit den dortigen Verkehrsregelungen und -zeichen auskennen.

Stadt, Land, Autobahn: Unterwegs mit dem Bus

Die Schule ist aus, und an der Bushaltestelle drängt sich eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Eine unübersichtliche, potenziell gefährliche Situation - und Alltag im Nahverkehr. Als Busfahrer/innen im Personenverkehr, also im Linien-, Gelegenheits- und Reiseverkehr, haben Berufskraftfahrer/innen mit den verschiedensten Menschen zu tun: mit Schulkindern auf dem Schulweg, Urlaubern auf dem Weg zum Ferienort, Fußballern auf dem Weg zum Spiel. Auch nach langer, oft anstrengender Fahrt sind sie die ersten Ansprechpartner für ihre Fahrgäste. Im Linienverkehr fahren Berufskraftfahrer/innen von Haltestelle zu Haltestelle, in vielen Städten auch durch enge Straßen. Sie kontrollieren und verkaufen Fahrscheine und haben dabei alle Tarifzonen parat. Sie geben Fahrgästen Auskünfte über Anschlussmöglichkeiten und unterstützen Menschen mit Behinderung beim Ein- und Ausstieg aus dem Bus. Der Fahrplan muss stets eingehalten werden, deshalb stehen sie häufig unter Zeitdruck. Oft arbeiten sie im Schichtdienst, denn Stadtbusse verkehren von frühmorgens bis spät in die Nacht. Im Reiseverkehr arbeiten sie ggf. an Wochenenden. Hier verkaufen sie auch Getränke, verstauen Koffer im Gepäckraum und kontrollieren die Bordausstattung. Wenn nötig, leisten sie Erste Hilfe. Darüber hinaus führen sie ein Fahrtenbuch oder erledigen Formalitäten bei Grenzüberschreitungen.

In der Fahrerkabine

Von Montagmorgen bis Freitagabend ist die Fahrerkabine für viele Berufskraftfahrer/innen Arbeitsplatz - und zweites Zuhause. Familie und Freunde sehen sie oft nur am Wochenende. Häufig sind sie auch nachts unterwegs. Berufskraftfahrer/innen im Güterverkehr führen Lastkraftwagen, Sattelzüge oder Sonderfahrzeuge, z.B. für Flüssigkeits- oder Containertransporte. Ihre Arbeit beginnt jedoch schon vor der Abfahrt. Sie führen Fracht- und Kontrollbücher, übernehmen das Beförderungsgut und überprüfen die Frachtpapiere. Sie achten auf die bestmögliche Ausnutzung des Transportraumes und die fachgerechte Sicherung der Ladung. Anhand der Frachtpapiere liefern sie das Gut an die Empfänger aus und ziehen Rollgeld und Nachnahmen ein. Auch Zollformalitäten wickeln sie ab.

Sicher auf den Straßen

Berufskraftfahrer/innen erhalten ihre Fahraufträge z.B. von den Disponenten oder Fuhrparkleitern, sie legen die Reiseroute fest und planen die vorgeschriebenen Ruhezeiten in ihre Touren und Liefertermine ein. Auch mit dem Innenleben ihrer Fahrzeuge kennen sie sich bestens aus. Sie achten auf den technischen Zustand ihrer Busse oder Lkws, vor allem auf die Verkehrs- und Betriebssicherheit, wirken bei der Pflege und Wartung mit und überwachen den Ersatzteilbestand des Fahrzeugs. Sollte etwa der Reisebus auf dem Weg zur Adria plötzlich eine Panne haben, sind sie in der Lage, kleinere Störungen selbst zu beheben. Vor Fahrtantritt führen sie eine Übernahme- und Abfahrtskontrolle am Fahrzeug durch. Sie nehmen beispielsweise Räder, Motor und Beschilderung in Augenschein und prüfen die Bremsen.

 

Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen

Berufskraftfahrer/innen haben folgende Aufgaben:

  • Startvorbereitungen durchführen
  1. Fahrzeug und technische Ausstattung auf Funktionsfähigkeit und verkehrssicheren/vorschriftsmäßigen Zustand überprüfen (z.B. Bremsanlagen, Beleuchtungseinrichtungen, Reifen, Anhänger-, Sattelkupplung)
  2. kleinere Mängel beheben
  3. Tachoscheibe bzw. Fahrerkarte in den Fahrtenschreiber (Tachographen) stecken, Mautgerät bedienen
  • im Personenverkehr
  1. im Linienverkehr: Ziel- bzw. Streckenschilder vorschriftsmäßig anbringen bzw. elektronische Anzeigetafeln einstellen, Fahrausweise prüfen, Fahrgeld kassieren, Fahrgäste über Fahrkarten/-ausweise, Tarife bzw. Fahrtstrecken informieren
  2. im Gelegenheitsverkehr: Gepäck ver- bzw. umladen, Senioren und Menschen mit Behinderung beim Einsteigen helfen
  3. im Reiseverkehr: Bordküchen-, Bordtoilettenausstattung kontrollieren
  4. Fahrgäste auf das Einhalten von Vorschriften hinweisen, bei Beschädigung des Fahrzeugs oder Gefährdung des Fahrers/der Fahrerin Gäste ggf. von der Beförderung ausschließen
  5. Fahrgäste nach Unfällen/Zwischenfällen betreuen
  • im Güterverkehr
  1. Ladeauftrag von Disponent/in oder Fuhrparkleiter/in übernehmen
  2. Fahrzeuge be- und entladen bzw. mithelfen; Waren bzw. Ladung sichern; auf bestmögliche Ausnutzung des Frachtraumes achten
  3. Übereinstimmung der Art der Ladung mit den Angaben in den Ladepapieren kontrollieren
  • Fahrzeugführung
  1. Fahrzeug unter Beachtung der verschiedenen gesetzlichen Vorschriften sicher führen, auch in Bezug auf das besondere Fahrverhalten des jeweiligen Fahrzeugs und der ggf. geladenen Güter
  2. Fahrzeug wirtschaftlich, d.h. Kraftstoff sparend, fahren
  3. Lenk- und Ruhezeiten einhalten
  • Wartungs- und Pflegearbeiten am Fahrzeug durchführen
  1. Funktionskontrollen bezüglich der Verkehrs- und Betriebssicherheit des Fahrzeugs durchführen
  2. kleinere Störungen bzw. Defekte beseitigen
  3. Fahrzeuge reinigen und pflegen
  • sonstige Tätigkeiten durchführen
  1. Fahrtroutenplanung mithilfe von Karten bzw. Navigationssystemen durchführen
  2. Fahrtenbuch (Bordbuch) führen
  3. Formalitäten bei grenzüberschreitendem Verkehr erledigen (Zollvorschriften, Warenbegleitpapiere)

 

Ausbildungsinhalte

Während der ersten 18 Monate der betrieblichen Ausbildung lernen die Auszubildenden insbesondere:

  • wie man die Funktionsweise der Fahrzeuge erklärt, z.B. den Motor, die Kraftübertragung, das Fahrwerk oder mechanische und elektrische Systeme
  • wie man die Verkehrssicherheit durch Sichtkontrolle beurteilt, etwa bei Aufbau und Rädern, Motor, Beschilderung, Zubehör oder Sicherungs- und Sicherheitsmitteln
  • wie man Unfallstellen, Gefahrenstellen und Fahrzeuge absichert
  • wie man Arbeitsaufträge unter Beachtung betrieblicher Vorgaben in Arbeitsschritte umsetzt
  • wie Abrechnungen durchgeführt und erbrachte Leistungen dokumentiert werden
  • welchem Verwendungszweck Fahrzeuge und Hilfsmittel zugeordnet werden
  • wie Gespräche situationsbezogen geführt werden
  • wie man Fahrten unter wirtschaftlichen Aspekten plant und organisiert

In den zweiten 18 Monaten erfahren die Auszubildenden:

  • wie man die Übernahme- und Abfahrtkontrolle durchführt
  • wie man das Transportgut oder Gepäck bei der Annahme nach Art und Menge sowie hinsichtlich offener Mängel prüft, welche Maßnahmen man bei Beanstandungen einleitet
  • wie man die Fahrgastsicherheit feststellt oder die Fahrzeugbeladung und Ladesicherung unter Berücksichtigung der Gewichtsverteilung und Höchstladung plant und durchführt
  • wie man Kontrollinstrumente abliest und bedient und Informationen auswertet
  • welche Rechtsvorschriften im Straßenverkehr im Inland und in den Ziel- und Durchfahrtsländern einzuhalten sind
  • wie man eine Fahrzeugkombination und ein Sattelkraftfahrzeug der Klasse CE mit einer Mindestlänge von 16 Metern oder Fahrzeuge der Klasse D mit einer Mindestlänge von 11,80 Metern auf öffentlichen Straßen innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften sicher und wirtschaftlich führt
  • welche Vorschriften bei der Beförderung einzuhalten sind

Während der gesamten Ausbildungszeit wird den Auszubildenden vermittelt:

  • wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist und wie Angebot, Beschaffung, Absatz und Verwaltung funktionieren
  • welche gegenseitigen Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag entstehen
  • wie wesentliche Bestimmungen der im Ausbildungsbetrieb geltenden Tarifverträge zustande kommen
  • welche Vorschriften zum Arbeitsschutz und zur Unfallverhütung zu beachten sind
  • wie man Möglichkeiten der wirtschaftlichen und umweltschonenden Energie- und Materialverwendung nutzt

In der Berufsschule sind folgende Lernfelder Gegenstand des theoretischen Unterrichts:

  • den eigenen Betrieb repräsentieren
  • Nutzfahrzeuge pflegen und warten
  • Güter verladen
  • Betriebsbereitschaft des Motors und der elektrischen Anlage überprüfen
  • Routen und Touren für inländische Zielgebiete planen und durchführen
  • Antriebsstrang nutzen, Fahrgestell und Räder überprüfen
  • Funktion der Bremsanlage überprüfen
  • Beförderungsablauf auftragsoptimiert gestalten
  • Routen und Touren in ausländische Zielgebiete planen und durchführen
  • Kraftomnibusse im Linien- und Gelegenheitsverkehr einsetzen
  • spezielle Güter transportieren
  • elektronische Geräte einsetzen und bedienen


Interessen

Folgende Interessen sind wichtig und hilfreich, um diesen Beruf erlernen und ausüben zu können. Die Interessen sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit genannt. Zu jedem Interessenbereich werden zur Veranschaulichung Tätigkeiten genannt.

Interesse an praktisch-konkreten Tätigkeiten

  • z.B. Steuern und Rangieren von schweren Fahrzeugen wie Reisebussen oder Lastkraftwagen und Sattelzügen
  • z.B. Warten von Fahrzeugen und Durchführen kleinerer Reparaturen
  • z.B. Reinigen und Pflegen von Fahrzeugen

Interesse an organisatorisch-prüfenden Tätigkeiten

  • z.B. gewissenhaftes Prüfen, ob die Ladung richtig verstaut ist
  • z.B. vor Fahrtbeginn: sorgfältiges Überprüfen des Fahrzeugs und der technischen Ausstattung auf Funktionsfähigkeit und verkehrssicheren/vorschriftsmäßigen Zustand

Interesse an theoretisch-abstrakten Tätigkeiten

  • z.B. analytisch-methodisches Vorgehen bei der Fehlersuche am Fahrzeug im Pannenfall



Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten

  • Durchschnittliches allgemeines intellektuelles Leistungsvermögen
  • Durchschnittliches räumliches Vorstellungsvermögen (z.B. Lesen von Karten und Stadtplänen)
  • Beobachtungsgenauigkeit (z.B. frühzeitiges Erkennen gefährlicher Situationen im Straßenverkehr)
  • Konzentration (z.B. sicheres Steuern von Fahrzeugen auch bei Ablenkungen, etwa durch Fahrgäste)
  • Daueraufmerksamkeit (z.B. aufmerksames Beobachten des Straßenverkehrs auch bei längeren Fahrzeiten)
  • Handgeschick (z.B. Mitwirken bei der Fahrzeugbe- und -entladung im Güterverkehr)
  • Reaktionsgeschwindigkeit (z.B. schnelles Ansprechen auf unvorhersehbare Gefahrensituationen)
  • Auge-Hand-Koordination (z.B. Steuern des Fahrzeugs)
  • Handwerkliches Geschick (z.B. Durchführen kleinerer Reparaturen am Fahrzeug)
  • Technisches Verständnis (z.B. Prüfen und Kontrollieren von Fahrzeugen bezüglich der Verkehrs- und Betriebssicherheit)
  • Räumliche Orientierung (z.B. Zurechtfinden auch in unbekannten Gebieten)

Hinweis: Die Ausprägungsgrade beziehen sich auf Personen mit Hauptschulabschluss.

Kenntnisse und Fertigkeiten

  • Rechenfertigkeiten (z.B. Berechnen von Kraftstoffverbrauch und Nutzlast)
  • Verständnis für mündliche Äußerungen (z.B. Verstehen der Äußerungen von Fahrgästen oder Kunden)
  • Mündliches Ausdrucksvermögen (z.B. Kommunizieren mit Fahrgästen, Zollpersonal, Entladepersonal etc.)



Kompetenzen

Die folgende Liste enthält eine Auswahl der wichtigsten Fertigkeiten und Kenntnisse. Die Auswahl dieser berufsbezogenen Kompetenzen erfolgt auf Basis der Ausbildungsordnung sowie der Auswertung von Stellen- und Bewerberangeboten.

Kernkompetenzen, die man während der Ausbildung erwirbt:

  • Fahrzeugführung
  • Güterverkehr
  • Logistik
  • Personenverkehr
  • Sachkunde Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen (VDI 2700)
  • Speditions-, Lieferverkehr
  • Tourenplanung
  • Befähigung nach Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG)
  • Beladen, Entladen
  • Betriebssicherheit von Transportmitteln kontrollieren
  • Busverkehr
  • Disposition (Güterverkehr)
  • Disposition (Personenverkehr)
  • Fahrausweise verkaufen
  • Gefahrgutverladung, -versendung, -transport
  • Linienverkehr
  • Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
  • Reiseverkehr
  • Schwertransport
  • Straßen- und Verkehrsrecht
  • Zollvorschriften, Zollabwicklung
  • Kompetenzgruppe "Fahrzeugtypen"
  • Kompetenzgruppe "Führerscheine, Straßenverkehrslizenzen"
  • Kompetenzgruppe "Kfz-Marken"

 

Quelle:http://berufenet.arbeitsagentur.de/